Neue große Pläne für die kleine Kirche in Spröda
Eher bunt oder in ruhigeren Tönen? In der Kirche Spröda ist es jetzt an der Zeit, um über Farbe zu reden. Vor fünf Jahren schwebte die Turmhaube auf den Turm. Auch die Fassade der Kirche ist erneuert. „Wenn wir uns etwas erholt haben, werden wir hier an die Planungen für die Restaurierung des Innenraumes und der Orgel gehen“, versprach Pfarrer Matthias Taatz schon damals. Zwar scheint der Farbanstrich auf den ersten Blick durchaus in Ordnung, auf den zweiten fallen die Risse und Ausplatzungen auf, die unterschiedlichen Farbtöne von Bänken, Emporen und Altarraum. Alte Fotos zeigen zumindest schwarzweiß, wie es vor Jahrzenten in der Kirche des Delitzscher Ortsteils Spröda aussah. Dass der Taufstein zum Beispiel einmal in der Mitte stand, dass die Emporen länger waren. Um ehemalige Farbtöne herauszufinden, hat der Leipziger Restaurator Oliver Tietze in den vergangenen Wochen Farbschichten abgenommen und untersucht. Die Ergebnisse stellte er jetzt Mitgliedern des Fördervereins vor und Ideen, woran sich die künftige Gestaltung orientieren könnte.
Die Kirche hatte, als sie 1736 eingeweiht wurde, viel bunter ausgesehen als heute. Blau, Rosa, Grün, abgerundet mit Elementen in Goldtönen, beeindruckten die damaligen Besucher. Die Barockzeit sei der heutigen ein bisschen ähnlich gewesen, merkt Taatz an. Da wurde auch unbekümmert etwas einfach „schick“ gemacht. Da wurden gewichtig scheinende Säulen aus Holz gefertigt, das marmoriert bemalt wurde. Spätere einfarbige Anstriche haben deshalb manchen Elementen Holzkasten-Anmutung verliehen. Andererseits wirken die erhaltenen barocken Schnitzereien und Engel hervorgehoben. Die Barock-Ausmalung wieder herzustellen, wurde verworfen. Heutige Augen haben ohnehin viele Eindrücke zu verarbeiten. Da wirken helle Wände, mit grün-grauen Holzelementen und den teil vergoldeten Schnitzereien wie eine ruhige Oase. Es soll eher die Gestaltung um 1900 wieder aufgenommen werden. Ein weiterer Schritt soll nun sein, zu untersuchen, was sich unter der weißen Farbschicht auf dem „Spiegel“ an der Decke verbirgt. Kommt ein sehenswertes Motiv zum Vorschein, soll es als Farbfenster in die Vergangenheit erhalten werden.
Die Sanierung der Kirche im 300-Einwohner-Ort ist vor allem dem 2015 gegründeten Förderverein zu verdanken, der dafür sorgte, das Gebäude der Nachwelt zu erhalten. Kräftiger Motor ist Pfarrer Matthias Taatz. Er schaut nun schon mit etwas Bedenken auf die Zeitschiene. Fünf Jahre sind es für ihn noch bis zum Ruhestandsalter. Ideen hätte er für 15 Jahre. „1989, zur Wende, dachte ich, jetzt sind die Kirchen in fünf oder sieben Jahren durchsaniert.“ Es kam anders. Aber gerade im Mai war Fördergeld übergeben worden, um zum Beispiel das Gotteshaus in Laue zu sanieren. Es steht auf Baugrund, der in Bewegung geraten ist. Ähnlich sieht es in Selben aus, das zum benachbarten Pfarrbereich gehört. Dort ist die aufgrund der Tagebau-Folgen geschädigte Kirche sogar gesperrt. Woher in der aktuellen Situation Geld für die Innenraumgestaltung der Sprödaer Kirche kommen könnte, deren Kosten der Pfarrer aus 150.000 Euro schätzt, ist unklar. Aber ohne Ziel kein Weg. Und mit dem Weg wurden bisher jeweils die Mittel gefunden.
Quelle: LVZ | 27.6.22 | Text + Foto: Heike Liesaus
Sprödas Turmhaube hängt am Haken – jetzt beginnt die Sanierung
Es geschieht nicht alle Tage, dass vom Turm einer Kirche die Haube abgenommen wird. In einem kleinen Ort wie Spröda kommt dies einer kleinen Sensation gleich. Dass der Kirchturm jetzt saniert werden kann, ist nicht zuletzt dem aktiven Wirken des 2015 gegründeten Fördervereins zu danken, mit dem viel Bewegung in das Bestreben gekommen ist, die von 1733 bis 1736 im Barockstil erbaute Kirche mit einer Sanierung für die Nachwelt zu erhalten. Das soll in mehreren Schritten erfolgen. „In diesem Jahr ist der zirka 35 Meter hohe Turm von oben bis unten dran“, erklärt Pfarrer Matthias Taatz. Im oberen Bereich des Turmes ist die Fachwerkkonstruktion instabil geworden. Vor rund 15 Jahren ist deshalb eine Notsicherung mit einer Hilfskonstruktion vorgenommen worden. Nun hat die Kirchgemeinde die Mittel zusammenbekommen, um die konstruktiven Mängel beseitigen zu lassen. „Teile des tragenden Fachwerkes sind bereits nicht mehr vorhanden, der Turm steht nur noch wegen der Hilfskonstruktion, die aber auch an ihre Grenzen gekommen ist, sodass eine Reparatur nicht mehr sinnvoll erscheint“, sagt der betreuende Architekt Andreas Rüdiger. Deshalb wird das in Oktogonform (achteckig) errichtete Teilstück des Turmes zirka fünf bis sechs Meter bis auf Höhe des Dachfirstes des Kirchenschiffes abgetragen. Dazu sei es erforderlich, die Haube abzunehmen, so Rüdiger. Anschließend soll der Turm neu aufgemauert werden. „Er ist in den vergangenen 100 Jahren nie richtig angefasst worden. Die letzte Renovierungswelle hatten wir vor dem Ersten Weltkrieg“, berichtet der Pfarrer. Nun sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Und dazu gehört auch, dass die Haube eine neue Eindeckung aus Schiefer erhält, die jetzt noch aus Zinkblech besteht. Das Herunterheben der Haube gestaltete sich gestern nicht ganz einfach. Uwe Michael musste sein ganzes Können aufbieten, um den 80 Tonnen schweren Kran auf dem sehr weichen Untergrund zu stabilisieren. Gegen 12.30 Uhr hing die sechs Tonnen schwere Haube dann endlich am 45 Meter weit ausgefahrenen Ausleger des Kranes und schwebte sicher hinab. 140 000 bis 150 000 Euro sind für die Turmsanierung veranschlagt. Rund 45 000 Euro bringt die Kirchgemeinde davon als Eigenmittel ein. Fördergelder kommen vom Denkmalschutz, aus dem europäischen Leaderprogramm, aus der Baulastförderung und von der Stiftung Preußisches Kulturerbe. „Letztere Gelder können wir als Eigenmittel einsetzen, was die Kirchgemeinde natürlich sehr entlastet“, so Pfarrer Taatz. Bezüglich der kalkulierten Kosten ist der Geistliche skeptisch, denn „es könnte dennoch eng werden“. Am Glockenstuhl sind auch Schäden festgestellt worden. „Der müsste jetzt gleich mit erneuert werden. Schön wäre es, wenn wir das mit unserem Budget hinbekommen würden.“ In einem späteren Bauabschnitt soll dann das Dach des Kirchenschiffes neu gedeckt werden. Derzeit ist es mit Betondachsteinen aus den 1980er-Jahren gedeckt. Das Besondere an Spröda ist, dass es bis 1816 zum Kloster/Amt Petersberg bei Halle/Saale gehörte. 1697 verkaufte der sächsische Kurfürst August der Starke wegen Geldmangels das Amt an das Kurfürstentum Brandenburg, das spätere Königreich Preußen. Somit wurde Spröda eine preußische Exklave in Sachsen. Die heutige Kirche wurde auf einer kleineren baufälligen errichtet. Überliefert ist, dass König Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit 730 Reichstalern aus seiner Privatschatulle wesentlich zum Bau der Kirche beigetragen haben soll. Deshalb stellt die Wetterfahne des Kirchturmes den brandenburgisch-preußischen Adler dar. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die finanzielle Unterstützung seitens der Preußenstiftung. Quelle: LVZ 25.4.17 | Text: Thomas Steingen | Foto: Wolfgang Sens
Förderverein weckt Interesse für das Sprödaer Gotteshaus
Im März 2015 hoben einige Enthusiasten den Förderverein zur Erhaltung der Kirche in Spröda aus der Taufe. „Was wir jedoch bisher alles auf die Beine gestellt haben, das ist einfach großartig“, blickt Schriftführerin Elke Gründling stolz auf das vergangenen Dreivierteljahr zurück. Und das Schöne sei, das ihnen das niemand so recht zugetraut habe. Viel Aufwand haben die Vereinsmitglieder betrieben, um den Verein im Ort vorzustellen und sein Anliegen bekannt zu machen. Es wurden Flyer verteilt, persönliche Gespräche geführt und auch der Kontakt zu ehemaligen Sprödaern gesucht. „Nicht immer hörten wir dabei nur schöne Worte“, erzählt Regina Essig. „Und wir freuen uns, dass dennoch so viele mitgezogen haben. Deshalb gilt allen, die uns unterstützt und die für die Erhaltung der Kirche gespendet haben, ein großes Dankeschön“, resümiert Vereins vorsitzende Andrea Mieth. Vier Höhepunkte organisierte der Verein im zweiten Halbjahr: den Tag des offenen Denk mals im September, das Erntedankfest am 11. Oktober, die Kirmes am 31. Oktober und am 1. Advent ein Konzert mit den Sankt-Michaelis-Bläsern aus Lissa. Jedes Mal war die Kirche beziehungsweise das Feuerwehrzentrum, das in die Veranstaltungen eingebunden wurde, voll. Für den Tag des offenen Denkmals hatte der Verein einen Fotowettbewerb initiiert. Die Bilder wurden in der Kirche ausgestellt und die zwölf besten für einen Kalender ausgewählt, den der Verein verkaufte. Gestaltet hat den Kalender Peter Kröher am Computer. Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Manfred Wilde zur Geschichte der Kirche, womit er auch bei den Vereinsmitgliedern das Interesse weckte, sich eingehender mit der Historie dieses Gotteshauses zu beschäftigen. Für das Erntedankfest wurde eine Erntekrone gebunden und ein musikalisches Kinderprogramm aufgeführt. Ingrid Gruschka hatte dieses mit zwölf Kindern aus Spröda/ Poßdorf einstudiert. Alle Veranstaltungen schlossen mit einem gemütlichen Beisammensein ab. Mit seinen Aktivitäten hat es der Verein in kurzer Zeit geschafft, die Kirche und deren Erhalt stärker ins Bewusstsein der Menschen in Spröda zu rücken. „Besonders freuen wir uns, dass auch viele Nichtchristen und vor allem junge Familien zu den Veranstaltungen gekommen sind und uns unterstützen“, sagt die Vereinschefin. Den Verein zeichnet aus, dass Bürger aus unterschiedlichen Gründen heraus zusammenarbeiten, um die Kirche als Gotteshaus für die Christen, als ein Haus der Kultur und Symbol der Heimat für die Einwohner der Nachwelt zu erhalten. Vereinsmitglied Brigitte Petters schildert es so: „Vorher war ich nie in der Kirche. Jetzt wische und putze ich sie.“ An das Erreichte will der Verein 2016 anknüpfen. „Aber auch baulich muss etwas sichtbar werden“, beschreibt Peter Kröher das Ziel. Dabei werden die in der LVZ-Sparkassen-Aktion „Angestupst“ erhaltenen 3000 Euro helfen, mit denen neue Fenster im Kirchturm eingebaut werden sollen. (Text+Foto: Thomas Steingen/LVZ/06.01.2016)