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Waldumbau im Kirchenforst
Umweltminister Günther auf Stippvisite im Bad Dübener Kirchwald
Bad Düben. Der Waldumbau in Sachsen läuft auf vollen Touren. Historisch bedingt überwiegen im Freistaat junge und mittelalte Nadelholzbestände aus Kiefer und Fichte, die drei Viertel der sächsischen Waldfläche einnehmen. Diese gleichartigen und meist instabilen Reinbestände besitzen eine hohe Anfälligkeit gegenüber Sturm, Schneebruch, Immissionen, Feuer und Insekten. Seit 1992 wird ein langfristiger Umbau der Wälder in leistungsfähige und ökologisch stabile Mischwälder konsequent angestrebt. So lautet das Credo des Sächsischen Umweltministeriums – wie das nun in der Praxis funktioniert, davon überzeugte sich am 20. September 2021 Sachsens Umweltminister Wolfram Günther im Bad Dübener Kirchenforst. Er traf sich an dem Tag mit Vertretern der drei sächsischen Naturparks Dübener Heide, Erzgebirge-Vogtland und Zittauer Gebirge in Bad Düben zum Erfahrungsaustausch.
Zum Kirchenbesitz gehört nicht nur die Kirche und das Pfarrhaus, sondern auch Grundstücke, Ackerflächen und der Kirchenwald. Ein Großteil der Waldflächen wird auf dem Areal der EKM von neun Kirchlichen Waldgemeinschaften mit eigener forstlicher Betreuung teils länderübergreifend beförstert. Dies trifft auch auf den „Kurkreis“ zu. Hier gibt es drei gleich; Kirchliche Waldgemeinschaft: Herzberg, Bad Düben und Wittenberg. Den Vorsitz der Waldgemeinschaft Bad Düben hat seit Juli dieses Jahres Norbert Britze (Kantor in Bad Düben). Seit acht Jahren ist als Geschäftsführer der studierte Forstingenieur Andreas Schirmer für und im Kirchenforst zuständig.
Beim ministeriellen Vor-Ort-Termin mitten in der Dübener Heide war neben Norbert Britze und Andreas Schirmer auch Axel Mitzka – Vorsitzender des Vereins Dübener Heide – zugegen; Ebenso Thomas Klepel in seiner Funktion als Leiter des Naturparks. Im Mittelpunkt der Stippvisite stand das Thema der aktuellen Pflege- und Entwicklungspläne des Naturparks. Der Waldumbau ist im vollen Gange. Andreas Schirmer berichtete von den Aktivitäten und den Aktionen in den letzten Monaten. Besonders der Wintersturm Friedericke hatte im Januar 2018 große Schäden hinterlassen. Nun sollen Mischwälder entstehen, die diesen Stürmen trotzen können. Schirmer: „Wir sind dabei 10.000 Setzlinge in den Boden zu bringen – vorwiegend Traubeneichen, Hainbuchen und andere heimische Baumarten – und hoffen, dass sich daraus rund 400 neue Bäume entwickeln.“ Dabei wird auch schonend mit dem Wald umgegangen. Schweres Gerät soll im Zuge der Neuanpflanzung nicht zum Einsatz kommen. Praktisch sah das z.B. im März dieses Jahres so aus, dass mit Pferd und Pflug der Waldboden für die Setzlinge aufbereitet wurde. Es kommen also traditionelle Techniken beim Waldumbau zum Einsatz.
Doch allein ist diese Mammutaufgabe für Andreas Schirmer und sein Team nicht zu schaffen. Bürgerliches Engagement ist gefragt. Andreas Schirmer: „Waldbauer werden ist für unseren Heidewald und die Kirchliche Waldgemeinschaft zukunftsweisend“. Er berichtet davon, dass Schulklassen der Evangelischen Grundschule schon Waldtage auf dem Stundenplan hatten und die Kinder mit Eifer Setzlinge in den Boden brachten. Auch die Diakonische Kindertagesstätte St. Nikolai Bad Düben verbrachte im letzten Jahr eine Waldwoche. Natürlich sind auch die Mitglieder des Vereins Dübener Heide in dieser Aktion involviert und leisten regelmäßig Waldaufbaustunden. Und auch die Menschen aus der näheren und weiten Umgebung wollen immer wieder helfen – Hilfe, die gern gesehen ist und angenommen wird. Schirmer: „Im Frühjahr starten wir verschiedene Pflanzaktionen nahe dem Gesundbrunnen. Dabei bekommen wir Hilfe von der Kirchengemeinde, den Kindern verschiedener Schulen und deren Familien.“
Dübener Kirchenforst: Neue Bäume nach Sturm Friederike
Bis 2020 sollen im Bad Dübener Kirchenforst insgesamt 20 Hektar Wald neu aufgeforstet werden. Viel Schaden hatte Sturmtief Friederike letztes Jahr angerichtet. Das ist für den Wald aber auch eine Chance.
Bad Düben. Vor gut einem Jahr sorgte Sturmtief Friederike im Bad Dübener Kirchenforst für große Schäden. In den Wäldern nördlich der Stadt hatte der Sturm ganze Arbeit geleistet. Rund 6000 Festmeter waren im Revier von Revierförster Andreas Schirmer umgefallen oder so stark beschädigt worden, dass diese Bäume nachträglich gefällt werden mussten.
Ganze Landschaften haben sich durch den Sturm verändert
Mittlerweile ist nicht mehr viel zu sehen von umgekippten Bäumen. Aktuell werden die letzten gefällten Stämme in die holzverarbeitende Industrie abgefahren. Was zurückbleibt sind viele Lichtungen ohne Bäume. „Ganze Landschaften haben sich durch den Sturm verändert. Derzeit haben wir mit größeren Aufforstaktionen begonnen, um wieder neue Bäume in den Wald zu bekommen, damit die kommenden Generationen nach uns auch vom Holz profitieren können“, sagte Schirmer.
Auf einer 2,7 Hektar großen Fläche, nahe des Gesundbrunnens, wird vom Reinharzer Forstbüro Sirko Tauchnitz die erste Sturmfläche vorrangig mit Laubholz wiederbepflanzt. „Wir pflanzen hier rund 2200 Douglasien und 14 400 Roteichen. Das scheint zahlenmäßig auf den ersten Blick sehr viel, aber nur rund 20 Prozent dieser Bäume werden einmal richtig groß werden“, sagt Baumexperte Tauchnitz.
Nicht alle kleinen Bäume überleben
Zum einen sorge die Natur dafür, dass nicht alle Bäumchen überleben und zum anderen werde man bei der Pflege des Areales auch immer wieder Pflanzen entnehmen müssen. „Denn nur gerade gewachsene Bäume sind zukunftssicher“, so Tauchnitz. Das Anpflanzen geschieht in Abständen von 25 bis 30 Zentimetern. Mit einem Spezialspaten, den die Forstleute scherzhaft als Göttinger Fahrradlenker bezeichnen, werden die einjährigen Pflanzen in den Waldboden eingesetzt. Bis zur Ernte wird es dann etwa 150 Jahren dauern – erst dann hat der Baum eine stattliche Größe erreicht. „Solche Bäume wachsen in der Regel anfangs etwa einen Meter pro Jahr. Im Alter wird es dann langsamer“ erklärt Tauchnitz.
Zaun soll vor Fraßschäden schützen
Der Aufforstbereich bleibt für die nächsten zehn Jahre umzäunt, damit die jungen Bäume ungestört wachsen können und nicht durch Rehe gefressen werden. „Mit solchen Aktionen wollen wir unsere Flächen künstlich verjüngen. Nach dem Sturm haben wir jetzt die Chance bekommen, mehr Laubholz in die Nadelwälder einzumischen, um später einen großen Mischwald zu bekommen“, erläutert Schirmer.
Wege werden für schweres Forstgerät befestigt
Im Bad Dübener Kirchenforst sollen bis Frühjahr 2020 insgesamt 20 Hektar neu aufgeforstet werden. Außerdem plant Schirmer weiteren Wegebau für dieses Jahr. Etwa 1,1 Kilometer unbefestigter Waldweg sollen bis zum Sommer so ausgebaut werden, damit schweres Forstgerät nicht jedes Mal beim Befahren der Waldwege größere Schäden hinterlässt. „Für die rund 40 000 Euro teure Maßnahme haben wir bereits einen Antrag gestellt und rechnen mit einer 75-prozentigen Förderung“, hofft Schirmer.
Quelle: LVZ, 06.03.19 / Text und Fotos: Steffen Brost
„Es gibt viel zu tun im Wald“
Zum Kirchenbesitz gehört nicht nur das Gottes- und Gemeindehaus samt der Wiese davor und dahinter, sondern noch viel mehr: diverse Grundstücke, Ackerflächen und Kirchenwald. Letzterer umfasst auf dem Territorium der Evangelischen Kirchen Mitteldeutschland (EKM) stattliche 11.510 ha Kirchenwald – verteilt auf den Bundesländern Thüringen, Sachsen- Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Die eigentliche Bewirtschaftung ist durch differenzierte Strukturen gekennzeichnet, die den unterschiedlichen kirchlichen Eigentumsverhältnissen Rechnung trägt. Große Teile des Pfarrwaldes in Thüringen werden durch das Landeskirchenamt mit Hilfe von Beförsterungsverträgen mit dem Freistaat Thüringen direkt bewirtschaftet. Weitere Flächen werden autark unter Beratung und fachlicher Aufsicht durch das Kirchenamt mit Unterstützung der staatlichen Revierförster in Schuss gehalten. Ein Großteil der Waldflächen wird darüber hinaus von neun anerkannten Kirchlichen Waldgemeinschaften mit eigener forstlicher Betreuung teils länderübergreifend beförstert. Dies trifft auch auf unsere Region zu.
Hier gibt es drei Kirchliche Waldgemeinschaft: Herzberg, Bad Düben und Wittenberg. Die Kassenführung und das Büro ist im Kreiskirchenamt in Wittenberg und es gibt einen – aller vier Jahr neu zu wählenden – Vorstand, dem gegenwärtig für den Bereich Wittenberger Kirchenamtsleiterin Sabine Opitz, für den Bereich Torgau-Delitzsch Pfarrer Jörg Uhle-Wettler und für den Bereich Herzberg Pfarrer Andreas Bechler vorstehen. Der Kirchenforst selbst setzt sich aus 67% Pfarr-, 31% Kirchwald und 2% sonstige Waldflächen zusammen. Bislang wurde das 1450 ha große Gebiet von Förster György Asztalos gehegt und gepflegt. Mit seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand musste die Stelle neu ausgeschrieben werden. Seit Jahresbeginn 2013 ist der 38-jährige studierte Forstingenieur Andreas Schirmer der neue Mann im Kirchenforst. Gegenwärtig ist er immer noch dabei, sein Revier zu erkunden und auch in den zugehörigen Pfarr- und Kirchlichen Verwaltungsämtern per Erstantritt vorstellig zu werden. So groß wie sein Revier ist auch das Tagwerk, dass es hier zu verrichten gilt. Grenzmarkierungen müssen gesetzt werden und Bäume sind zu kennzeichnen, die demnächst entnommen werden sollen. Auch der Wildbestand und seine Entwicklung stehen im Blickpunkt des Kirchenförsters. Viele Waldbereiche sind hier an Jagdgemeinschaften verpachtet. Probleme gibt es heuer mit dem Reh- und Rotwild. Von diesen Tieren wurde jüngst in der Nähe von Rotta ein frisch angepflanzter, 14 ha großer Eichenwald buchstäblich aufgefressen. „Die Wilddichte“, so schätzt Andreas Schirmer den Stand der Dinge ein, „ist gegenwärtig enorm hoch“. Doch nicht nur die Holzentnahme und der Wildbestand gehören zu seinem Aufgabengebiet. Auch gilt es jedes Jahr 5 ha Fläche neu aufzuforsten, dieses Gebiet zu umzäunen und zu pflegen. Alles in allem eine recht anspruchsvolle Aufgabe, die es im Sinne der Kirchengemeinden da zu meistern gilt.