REGIONALKONZEPTION FÜR DIE REGION TORGAU
1. Die Motivation für diese Konzeption
Auf dem Weg, den wir als Kirchengemeinden und beruflich Mitarbeitende in den letzten Jahren gemeinsam gegangen sind, haben sich Veränderungen in unserem Zusammenleben und Zusammenarbeiten ergeben, die wir als wertvoll erleben. Die Region ist als Bezugsgröße für unser kirchliches Handeln wichtiger geworden. Es zeigt sich, dass sich die Möglichkeiten der Region mit den Bedürfnissen der einzelnen Orte fruchtbar verbinden lassen. Diese Konzeption versucht, die positiv erlebten Veränderungen festzuhalten und Folgerungen für unsere zukünftige Arbeit zu ziehen. Sie ist das Ergebnis eines gemeinsamen Arbeitsprozesses im Team der beruflich Mitarbeitenden seit 2/2022 sowie des gemeinsamen Gesprächs- und Reflexionsprozesses in den Gemeindekirchenräten der Region seit 11/2023. Sie soll – im Sinne
einer Vereinbarung – zum einen die Grundlage unseres gemeinsamen Denkens und Handelns als Christinnen und Christen in der Region Torgau bilden. Zum Zweiten dient diese Konzeption als Grundlage dafür, dass auch die Struktur der Pfarrstellen in unserer Region der veränderten Praxis angeglichen wird.
Obgleich wir hiermit unsere Zusammenarbeit als Mitarbeitende und Gemeinden festzuschreiben versuchen, ist es uns zugleich wichtig, in der Gestaltung flexibel zu bleiben. Diese Konzeption wird Anfang 2027 im Zuge der Evaluation der Regionalpfarrstellen noch einmal überarbeitet bzw. angepasst.
Weiterlesen → Regionalkonzeption Region Torgau | Stand: 11. September 2024 (PDF-Dokument)
Auf zu neuen Horizonten
Auf der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Torgau-Delitzsch am Samstag, 20. April, stand als Hauptthema auf der Einladung: „Regio-lokale Kirchenentwicklung in der Region Torgau – Ziele, Schritte, Stolpersteine“ unter der Leitfrage: „Wie können wir unsere Gemeinden auf die Zukunft vorbereiten?“
Seit gut zwei Jahren trifft sich das Team „Zukunftswerkstatt“ aus der Region Torgau regelmäßig aller acht Wochen; dazu gehören Pfarrerinnen und Pfarrer, die Kirchenmusikerinnen und Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen. Aus diesen Beratungen und den Erkenntnissen der letzten Jahre heraus, hat das Team ein Zukunftspapier entwickelt, welches als Basis für den weiteren Prozess dient. Verschiedene Schwerpunkt werden darin gesetzt. „Unter anderem soll das Ehrenamt stärker begleitet und unterstützt werden, die Ortsgemeinden gestärkt und zu mehr Ausstrahlungskraft gebracht werden und mehr Räume für Ideen und Initiativen ehrenamtlich engagierter Menschen eröffnet werden“, so Pfarrerin Hanna Jäger aus Schildau. Und Pfarrer Cornelius Pohle aus Dommitzsch ergänzt: „Unsere Grundherangehensweise ist, dass sich die Gemeinde vor Ort in einem großen kirchlichen Netzwerk wiederfindet und versteht. Und wir hoffen darauf, dass wir durch diese Sicht und unseren Prozess, mit Hilfe des Heiligen Geistes, Kirche in der Region und vor Ort lebendig erfahrbar ist und wird.“
Doch auch die Perspektive der hauptamtlichen Mitarbeiter sind ein wichtiger Bestandteil des Prozesses. Man erhofft sich durch das Arbeiten im Team eine bessere Dienstqualität. Hanna Jäger: „Bleibt jede und jeder für sich und versieht nur den Dienst in seinem Pfarrbereich, droht Frust und Vereinsamung.“ Das Hauptamtlichen-Team erklärt sich in einer freiwilligen, aber verbindlichen Selbstverpflichtung zu regelmäßigen Treffen und einer kontinuierlichen Arbeit im und am Prozess bereit. Dazu gehören neben der Zukunftswerkstatt aller acht Wochen auch viele kleine Treffen zur Vorbereitung und Durchführung von Einzelprojekten. Hanna Jäger: „Dieser Prozess fordert auch einiges an zusätzlicher Zeit und Energie von uns Hauptamtlichen, doch wir merken jetzt schon, dass es sich lohnt.“
Der Referent für Jugendarbeit, Matthias Grimm-Over aus Torgau stellt auf der Synode die nächsten Ziele und einzelnen Schritte des Zukunftsprozesses vor. Dazu gehören die Entwicklung einer selbständigen Gemeindeleitung, ein professionelles Ehrenamtsmanagement, die weitere Zusammenarbeit des regionalen Teams, eine profilierte Gottesdienstlandschaft in der Region und das Angebot, als Team auch für neue und vielfältige Kasualien in der Region zur Verfügung zu stehen. Dazu wurde den Synodalen der zugehörige Flyer als Entwurf vorgelegt, aus dessen Titel die Botschaft, die das Team vertritt, hervorgeht: „Wir begleiten Sie auf Ihrem Lebensweg mit Gottesdiensten, individuellen Segensfeiern, Gebeten und seelsorgerlichen Gesprächen.“ Alle Team-Mitglieder findet man als Ansprechpartner auf dem Flyer, ebenso die Angebote der Region.
Vieles, was im Zukunftsprozess angestrebt ist, wird schon seit geraumer Zeit in der Region Torgau erprobt und praktiziert. So gibt es seit 2017 das Format „TeenNight“, welches alle Konfirmandinnen und Konfirmanden der Region regelmäßig vereint. Seit Anfang des Jahres wird zu Tisch-Gottesdiensten eingeladen, einem neuen liturgischen Gottesdienst-Format, in dem statt einer Predigt ein Gespräch am Tisch über biblische Texte geführt wird. Gemeinsam werden besondere und auch ungewöhnliche Höhepunkt-Gottesdienste geplant und durchgeführt, wie etwa der Valentinstags-Gottesdienst, Radfahrer-Gottesdienste, regionale Freiluft-Gottesdienste zu Himmelfahrt, sowie Predigtreihen und regionale Freizeiten.
Präses Dieter Roth: „Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns heute schon darüber Gedanken machen und nach praktikablen Wegen suchen, wie sich das Gemeindeleben vor Ort mit künftiger weniger hauptamtlich Mitarbeitenden gestalten lässt. Ich hoffe, dass wir damit eine Basis dafür schaffen, dass Kirche in der Fläche überlebt.“
Der Synode wurde ein Einblick in einen Zukunftsprozess gegeben, in dem schon einige Schritte gegangen worden sind und von dem das Team der Region Torgau sagt: „Mit diesen Zielen wollen wir weitergehen, gemeinsam und fröhlich unseren Dienst tun. Dabei hoffen wir darauf, dass sich viele Menschen (wieder) für Kirche begeistern.“ Andreas Bechert
Präses Dieter Roth findet es wichtig, dass man sich jetzt schon Gedanken dazu macht, wie das kirchliche Leben auch mit weniger Hauptamtlichen in Zukunft funktionieren kann. Foto: Andreas Bechert